1903 -
Halle a. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Autor: Knaake, Emil
Hrsg.: ,
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): Jungen
4
Sboit der römischen Kaiserzeit bis zum Ausgange des Mittelalters.
44.
101
88 — 82
88 — 84 71 67 74 — 63
63
60 59 58 — 50 49—45 48 47
46
45
15. März 43 42
31
30
Marius vernichtet die Cimbern bei Vercellä.
Der erste Bürgerkrieg (Marianer gegen Sullaner). Sulla richtet als Diktator die Herrschaft des Senats aus.
Erster Krieg gegen Mühridates, König von Pontus.
Der Fechterkrieg von Crassus und Pompejus beendigt. Seeräuberkrieg, von Pompejus glücklich geführt.
Der dritte Krieg gegen Mithradates. Pompejus verwandelt Pontus, Syrien und Ciliden in römische Provinzen.
Die Catilinarische Verschwörung wird durch Cicero entdeckt und unter-drückt.
Das erste Triumvirat, Bund zwischen Pompejus, Crassus und Cäsar. Cäsar ist zum ersten Male Konsul.
Cäsar erobert Gallien.
Der zweite Bürgerkrieg.
Cäsar siegt entscheidend bei Pharsalus über Pompejus. Alexandrinischer Krieg. Kleopatra wird durch Cäsar Königin von Ägypten. Cäsar siegt bei Zela über Pharnaces von Pontus. Cäsar siegt bei Thapsus. Numidien wird römische Provinz.
Cäsar siegt bei Munda in Spanien über die Söhne des Pompejus. Cäsar wird ermordet.
Das zweite Triumvirat (zwischen Antonius, Octavian und Lepidus). Die Mörder Cäsars, Cassius und Brutus, werden bei Philippi von Antonius und Octavian besiegt.
Seeschlacht bei Actium. Octavian siegt über Antonius.
Ägypten wird römische Provmz. Octavian Alleinherrscher.
um.
Von der römischen Kaiserzeit bis zum Ausgange des Mittelalters.
30 v. -14 n. Chr. 9
14 — 37 64 69 — 79 70 79 — 81 79
98 — 117 117 — 138 138 — 161
1. Rom unter Kaisern. Kämpfe mit Germanen.
Augustus.
Schlacht im Teutoburger Walde. Arminius befreit Deutschland von der römischen Herrschaft.
Tiberius.
Brand Roms unter Nero. 1. Christenverfolquna.
Vespasian.
Jerusalem durch Titus zerstört.
Titus.
Ausbruch des Vesuvs, Verschüttung von Herculanum und Pompeji. Trajan. Das Römische Reich erreicht seine größte Ausdehnung. Hadrian.
Antoninus Pius. Höchste Blüte des Reichs
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Extrahierte Ortsnamen: Syrien Gallien Spanien Deutschland Jerusalem Pompeji
Die römischen Zustände.
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bald darauf wurde auch das südliche Gallien, das man nach der Stadt Narbo Gallia Narbonensis nannte und das die Verbindung zwischen Italien und Spanien bildete, zur Provinz gemacht. Diejenigen Staaten, welche die Römer am Mittelmeer noch hatten bestehen lassen, waren entweder Schutzstaaten Roms oder standen doch unter römischem Einfluß.
Rom war der Mittelpunkt der antiken Welt geworden. Im römischen Senat wurde über das Schicksal der Völker vom Atlantischen Ozean bis zum Euphrat Beschluß gefaßt; römische Statthalter herrschten wie Fürsten in ihren Provinzen, römische Gesandte wurden allenthalben mit hohen Ehren empfangen, jeder überhaupt, der sich einen römischen Bürger nennen durfte, genoß ein Vorrecht vor Angehörigen anderer Völker.
Mit der Macht zog der Reichtum in Rom ein. Die römischen Feld- Reichtum. Herren und Statthalter bereicherten sich in den Provinzen, die sie oft in der habgierigsten Weise verwalteten. Nicht minder wurden diese von den reichen römischen Kaufleuten ausgesogen, die sich zu kaufmännischen Gesellschaften zusammenschlossen und die Steuern und Zölle, welche dort erhoben wurden, vom Staate pachteten. Sie kannten kein Erbarmen, wenn es galt, von den Untertanen die fälligen Steuern einzutreiben; und so heftete sich denn an sie der allgemeine Haß, und im Neuen Testament werden die Zöllner mit den Sündern zusammengestellt. Mit dem Reichtum aber wuchs in Rom immer mehr die Genußsucht und das Streben Genußsucht nach Wohlleben und Üppigkeit. Wenn noch zur Zeit des pyrrhischen Krieges die römischen Adligen Master der Einfachheit, Genügsamkeit und Sittenstrenge gewesen waren, so waren jetzt Habgier, Verschwendung und Üppigkeit weitverbreitete Laster. Vergebens kämpfte ein Marcus Pordus Cato gegen diese Entartung der Römer; als Censor entfernte er unwürdige Leute aus dem Senat und Ritterstand. Weder die alte Einfachheit der Sitte noch die Vaterlandsliebe kehrten zurück.
§ 85. Die Stände. Es war nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung, welcher das gewaltige Wachstum des Reichtums zugute kam: der Adel, der in den senatorischen Amtsadel und den Geldadel der Ritter zerfiel. Der senatorische Adel oder Amtsadel umfaßte eine Amtsadel. Anzahl von Geschlechtern, deren Angehörige es von ihren Vätern her gewohnt waren, die Herrschaft im Staate auszuüben, die Ämter von der X_*iiästur an bis zum Konsulat zu bekleiden, die Provinzialstatthalterschaften zu verwalten und im Senat, in welchen jeder gewesene Beamte eintrat, über alle wichtigen Fragen des Staatswesens Beschlüsse zu fassen. Man nannte sie auch Optimalen oder die Nobilität. Die meisten dieser
6*
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Extrahierte Personennamen: Marcus_Pordus_Cato
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Italien Spanien Roms Rom Rom
84
Geschichte der Römer.
Geldadel.
Der
Bauern-
stand.
Sklaven.
133.
Familien besaßen fürstlichen Reichtum, hatten ausgedehnten Grundbesitz, welchen sie durch Erwerb der Nachbargrundstücke fortwährend zu vergrößern suchten; dort hielten sie große Viehherden, die sie von Sklaven hüten ließen. Den großen Kaufleuten, dem Geldadel, war die Bekleidung von Ämtern und der Zutritt zum Senat verboten; wohl aber stand ihuen der Ritterstand offen. Sie waren es, die als Steuer-pächter die Provinzen aussogen; sie trieben außerdem Großhandel mit Getreide und anderen Waren, liehen Geld auf Zinsen aus und erwarben vielfach große Reichtümer.
Indessen ging es den römischen Bauern von Jahr zu Jahr schlechter. Ihre kräftigen Arme hatten den Kreis der Länder um das Mittelmeer Rom untertan gemacht; aber die Eroberungen kamen ihnen nicht zugute. Schwer lastete auf ihnen der Druck des Kriegsdienstes; gar mancher wurde Jahr für Jahr zum Feldzuge aufgeboten, bald nach Asien, bald nach Spanien; selbst die Kosten der Ausrüstung mußte er tragen. Dazu kam, daß der Ackerbau, da aus Sizilien, Afrika und anderen Ländern viel billiges Getreide eingeführt wurde, die auf ihn verwandte Arbeit nicht mehr lohnte. So entschlossen sich viele, den väterlichen Hof zu verlassen und an den reichen Nachbar zu verkaufen, mancher ward auch mit Gewalt dazu genötigt; die Heimatlosen zogen dann in die Städte, besonders nach der Hauptstadt. Das wenige, was sie besaßen, verloren sie bald; regelmäßige Arbeit fanden sie selten, da die Fabriken des Altertums ja mit Sklaven betrieben wurden; so sammelte sich in Rom eine zahlreiche besitzlose Volksmenge an, die von der Hand in den Mund lebte und ein trauriges Gegenstück bildete zu dem überreichen, im Genuß lebenden, mächtigen Adel.
Gleichzeitig wuchs die Zahl der Sklaven gewaltig, wurden doch die Kriegsgefangenen meist als Sklaven verkauft. In jedem vornehmen römischen Haushalt gab es eine große Anzahl von Sklaven, welche zu den verschiedensten Dienstleistungen verwandt wurden. Dazu kam die Menge der Sklaven, welche als Arbeiter in den Fabriken oder als Bauern oder Hirten auf den ausgedehnten Gütern der großen Grundbesitzer tätig waren. Nicht wenige Besitzer ließen auch einen Teil ihrer Sklaven als Fechter, Gladiatoren, ausbilden, um sie in den Spielen auftreten zu lassen, durch welche sie die Guust des Volkes zu gewinnen suchten.
Die Gracchen.
§ 86. Tiberius Sempronius Gracchus. 133, Im Jahre 133 machte der zum Volkstribun gewählte Tiberius Sempronius Gracchus,
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Die Gracchen.
85
dessen Vater ein tüchtiger Feldherr gewesen, dessen Mutter die edle und hochsinnige Cornelia, des älteren Scipio Afrikanus Tochter, war, den Versuch, der Not des italischen Bauernstandes abzuhelfen. Durch ein Ackergesetz beantragte er, daß von dem römischen Gemeindeland niemand mehr als höchstens 1000 Morgen in Betrieb nehmen dürfe; wer mehr habe, müsse den Überschuß herausgeben, und dieser solle an arme Bürger verteilt werden. Nun war allerdings ein großer Teil der Grundstücke, die im Besitze der römischen Adligen waren, ursprünglich nicht Privateigentum, sondern römisches Gemeindeland gewesen; aber sie galten seit langer Zeit als Privatbesitz, und es war nicht nur sehr schwer festzustellen, was Privat-, was Staatsbesitz war, sondern in gar manchen Füllen auch ungerecht, solche Grundstücke für den Staat einzuziehen. Aber von dem Wunsche beseelt, seinem Volke zu helfen, ging Tiberius voll Mut und Tatkraft vor; die Menge hing ihm an, und, nachdem er einen anderen Volkstribunen, der ihm entgegentrat, widerrechtlicherweise hatte absetzen lassen, ging sein Antrag durch und wurde Gesetz. Drei Männer, darunter er und sein Bruder Gajns, wurden gewählt, um die Grundstücke einzuziehen und neu zu verteilen.
Tiberius wünschte, auch für das folgende Jahr zum Tribunen gewählt zu werden. Da entstanden in der Wahlversammlung Unruhen; und als der Konsul in der Sitzung des Senats sich weigerte einzuschreiten, forderte Cornelius Nasika, ein eifriger Optimat, die Senatoren auf, ihm zu folgen und, wie er sagte, den Staat zu retten. Eine große Zahl von Senatoren eilte in die Volksversammlung; es kam zum Kampfe, im Getümmel wurde Gracchus mit einer Anzahl seiner Anhänger erschlagen. 2|^bius’ So hatten, zum ersten Male seit den Ständekämpfen, Bürger Bürgern mit den Waffen in der Hand gegenübergestanden und die Hauptstadt war der Schauplatz eines Straßenkampfes gewesen, dem weitere und schwerere Erschütterungen folgen sollten.
§87. Gajussempronius Gracchus. 123. Zehn Jahre nach Tiberius' 123. Tode erneuerte fein noch begabterer, feuriger, aber auch leidenschaftlich erregter Bruder Gajus Gracchus als Volkstribun dessen Ackergesetz und ®£fefee f>e§ fügte eine Reihe anderer Gesetze hinzu, deren letztes Ziel war, die Herr- (3'&zaäiu*' sch oft des Senats zu stürzen und an ihre Stelle die Demokratie zu setzen.
Es sollten nicht nur in Italien Landanweifuugen an arme Bürger erfolgen, sondern auch in den Provinzen, z. B. an der Stelle des zerstörten Karthago, Kolonien für sie gegründet werden; es sollte ferner an das niedere römische Volk von Staats wegen Getreide zu einem geringen
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Extrahierte Personennamen: Cornelia Scipio_Afrikanus Scipio Tiberius Tiberius Cornelius_Nasika Gajussempronius_Gracchus Gajus_Gracchus
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Geschichte der Römer.
Preise verkauft werden. Auch den Ritterstand suchte er für seine Partei zu gewinnen. Endlich nahm er sich auch der Sache der italischen Bundesgenossen an, die es schon lange bitter empfanden, daß sie dieselben Lasten wie die römischen Bürger, z.b. die Wehrpflicht, zu tragen hatten, aber rechtlich ihnen nicht gleichgestellt wurden, und beantragte, daß sie das römische Bürgerrecht erhielten.
Aber der Antrag gefiel dem niederen Volk nicht und ging nicht durch. Seitdem entstand gegen Gracchus eine Mißstimmung, die von der Adelspartei in kluger Weise ausgenutzt wurde. Besonders während Gracchus längere Zeit in Afrika weilte, um die Koloniegründung auf der Stätte von Karthago zu leiten, reizten seine Gegner das Volk gegen ihn auf; und so kam es, daß er, nachdem er zwei Jahre lang das Volkstribunat verwaltet und wie ein Herrscher in Rom geschaltet hatte, für das nächste Jahr nicht wiedergewählt wurde.
Gajus'tod. Bald darauf fand Gracchus seinen Tod. Bei einer Volksversammlung kam es zwischen den Parteien zu einem Zusammenstoß; als der Konsul Bewaffnete aufbot, besetzte Gracchus mit seinen Anhängern den Aventin, wurde aber von dort im Straßenkampfe vertrieben und floh über den Tiber hinüber. Dort fand man am nächsten Tage seine Leiche und die eines treuen Sklaven; vermutlich hatte er sich von diesem töten lassen und der Sklave sich nachher selbst das Leben genommen.
2. Die Zeit des Marius und Sulla.
111—106. Ter jugurthinische Krieg.
§ 88. Nach dem Tode des Gajus Gracchus wurde die Adels-hcrrschaft wiederhergestellt. Wie untüchtig aber, wie selbstsüchtig und bestechlich ein großer Teil des herrschenden Adels war, zeigte sich bald Jugurtha. daraus in dem Kriege, der mit dem numidischen Könige Jugurtha, einem Enkel des Masinissa, zu führen war. Jugurtha räumte seine Vettern ans dem Wege und riß die Herrschaft über das Land an sich, auch römische Kaufleute ließ er in der Hauptstadt niedermetzeln.
Nunmehr wurde ihm der Krieg erklärt. Aber Jugurtha kannte die Bestechlichkeit des römischen Adels; er gewann für Geld den gegen ihn gesandten Konsul, und dieser schloß mit ihm einen Vertrag, wonach er trotz seiner Freveltaten im Besitz Numidiens bestätigt wurde. Zwar 3«ßa toarb Jugurtha darauf nach Rom vorgeladen. Aber wiederum half er sich durch dreiste Bestechung; und ehe er Rom verließ, ließ er einen dort wohnenden Verwandten, den er als Nebenbuhler um die Krone fürchtete, er-
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Der jugurthinische Krieg. - Ter Kimbernkrieg.
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morden. Bei der Abreise soll er, auf die Stadt zurückblickend. gesagt haben:
„Feile Stadt, wie bald wirst du untergehen, wenn du einen Käufer findest!"
Von neuem begann nun der Krieg.- Endlich wurde ein ehrenhafter Mann nach Numidien gesandt, Cäcilins Metellus, der den Feind Metellus. jedoch nicht endgültig unterwerfen^ konnte, aber ihn zu seinem Schwiegervater Bocchus, dem König von Mauretanien (Marokko), zu fliehen nötigte.
Da wählte das Volt einen Mann zum Konsul, der nicht dem hohen Adel entstammte, sondern von niederer Geburt war, aber sich ausgezeichnet hatte, Gasusamarius. Marius stammte au^ einem Marius. Dorfe, das bei Arpinnm im italischen Gebirge lag. Er war ein tapferer Soldat, ohne höhere Bildung, aber ehrlich und unbestechlich, freilich von großem Ehrgeiz erfüllt; als er einst als Jüngling unter einem Baume schlief, war ein Adlernest mit sieben Jungen auf ihn hmab-gesallen, und die Wahrsager hatten dies dahin gedeutet, daß er siebenmal das Konsulat bekleiden würde. Zuletzt war er Unterfeldherr des Metellus
in Numidien gewesen.
Diesen löste also Marius im Oberbefehl ab. Auch trug er einen Sieg über Jugurtha davon. Aber der Krieg hätte sich wahrscheinlich noch lange hingezogen, wenn nicht sein Quästor, Lucius Cornelius Sulla, den er als Gesandten an Bocchus schickte, durch geschickte Unterhandlung es dahin gebracht hätte, daß er seinen Schwiegersohn den Römern auslieferte. Jugurtha wurde nach Rom gebracht und dort in einem unterirdischen Kerker erdrosselt. Marius feierte einen Triumph. Juguaas.
Der Kimbernkrieg. 113—101.
§ 89. Während die Römer den Krieg gegen Jugurtha führten, waren von Norden her zum ersten Male wandernde germanische Völkerschaften erschienen, die durch ihre ungestüme Tapferkeit das römische Reich in die größte Gefahr brachten, die Kimbern und Teutonen. Landsuchend hatten diese Völker mit Weib und Kind und großen Herden ihre in Schleswig-Holstein und Jütland belegene Heimat verlassen. Zuerst trafen sie bei Norija im österreichischen Alpenlande ein römisches Heer Nor^ja und vernichteten es; doch wandten sie sich damals noch nicht nach Italien, sondern nach Gallien, das sie plündernd und verheerend durchzogen. Bei Arausio an der Rhone brachten sie einem starken römischen Heere eine Arausw. neue Niederlage bei, die so vernichtend war, daß sie von den Römern mit der Niederlage bei Cannä verglichen wurde. Jetzt war von neuem zu befürchten, daß die Barbaren in die fruchtbaren Fluren Italiens einbrechen würden; noch lange sprach man später von dem „kimbrischen
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Sullas Staatsstreich und der erste mithridatische Krieg.
89
Marius pries man als den dritten Gründer Roms; als den zweiten hatte man einst Camillus bezeichnet.
Nicht lange freilich blieb Marius in dieser ruhmvollen Stellung.
Zwar bekleidete er im Jahre 100 zum sechsten Male das Konsulat. Aber er ging in seinem maßlosen Ehrgeiz eine Verbindung mit einigen Demagogen ein, welche, um die Senatsregierung zu stürzen, Unruhen im Staate anstifteten, aber dabei ums Leben kamen. Diese Vorgänge schadeten seinem Ansehen sehr. Marius, der noch vor kurzem hochgepriesene Feldherr, mußte sehen, daß er gemieden, ja verachtet wurde, und verließ, unmutig und von Rachsucht erfüllt, die Hauptstadt.
Sullas Staatsstreich und der erste mithridatische Krieg.
§ 90. Der Bundcsgenossenkrieg und Sullas Staatsstreich. Einiged^Bundes Jahre später wurde die römische Herrschaft durch einen Aufstand der tne0-italischen Bundesgenossen schwer erschüttert, zu denen die Mehrzahl der Städte und Landschaften Italiens gehörte. Ihnen hatte, wie oben erzählt ist, schon Gajus Gracchus das römische Bürgerrecht gewähren wollen, aber ver Versuch war an der Eifersucht des römischen Volkes gescheitert. Jetzt erhoben sie sich, schlossen einen Bund untereinander, stellten Heere auf und verteidigten sich gegen die Römer mit solcher Tapferkeit und Ausdauer, daß diese sich entschließen mußten, den Bundesgenossen das Bürgerrecht zuzugestehen. So gelang es allmählich, in dem größeren Teile Italiens Ruhe und Frieden wiederherzustellen.
In diesen Kämpfen hatte sich Lucius Cornelius Sulla als Feld- Sulla. Herr ausgezeichnet, derselbe, der einst die Auslieferung des Jugurtha bei dem König Bocchus durchgesetzt hatte und daher von manchen als der eigentliche Vollender des jugurihinischen Krieges gepriesen wurde. Seit jener Zeit standen Sulla und Marius sich eifersüchtig gegenüber. Sie waren voneinander sehr verschieden. Marius war der Sohn eines Tagelöhners, wenig gebildet, ein tüchtiger Soldat, aber von leidenschaftlichem Wesen und ein schlechter Staatsmann; Sulla war ein Mann von altern Adel und hoher Bildung, aber selbstsüchtig und grausam, ein hervorragender Feldherr und zugleich der erste Staatsmann seiner Zeit. Für das Jahr 88 wurde er zum Konsul gewählt. Ihm siel der Oberbefehl 88. in dem Kriege -gegen den König Mithridates von Pontus zu, der eben damals ausgebrochen war. Da setzten die demokratischen Parteiführer bei der Volksversammlung durch, daß an seiner Stelle Marius, obwohl er damals gar kein Amt bekleidete, mit der Führung dieses Krieges beauftragt wurde.
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Geschichte der Römer.
Indessen unterwarf sich Sulla diesem Beschlusse nicht. Vielmehr führte er das Heer, das in Campanien stand, gegen die Hauptstadt, und zum ersten Male erlebte es Rom, daß es von den eigenen Legionen unter der Führung eines unbotmäßigen Feldherrn eingenommen wurde. Der Staatsstreich gelang, und die Gegner flohen; mehrere von ihnen ® wurden geächtet und ein Preis auf ihr Haupt gesetzt. Marius, der zu den Geächteten gehörte, suchte nach Afrika zu entkommen. Bei der Stadt Mintnrnä wurde er, im Morast versteckt, von Reitern aufgespürt, und die Behörden der Stadt beschlossen, ihn im Gefängnis zu töten. Aber der Sklave, den sie damit beauftragten, ein gefangener Kimber, erschrak vor den flammenden Augen des gewaltigen Mannes, der ihm zurief: „Mensch, du willst den Marius töten?" und entfloh entsetzt aus dem Kerker. Da wandelte sich die Stimmung des Stadlrats; ehrenvoll wurde Marius zur Küste hinabgeleitet und ein Schiff zur Verfügung gestellt, das ihn nach Afrika brachte. Auch dort freilich war er nicht sicher. Auf der Stätte des alten Karthago trat ein Bote des dortigen Statthalters vor ihn und teilte ihm mit, fein Herr verbiete ihm den Aufenthalt in der Provinz, worauf ihm der greise Kriegsmann erwiderte: „Sage deinem Herrn, du habest den Marius auf den Trümmern von Karthago sitzen sehen!"
§ 91. Der erste mithridaüsche Kriegs 88—84. Indessen verließ Sulla Italien und setzte nach Griechenland hinüber, wo bereits die Trnppen Mlthrida- des Mithridates standen. Mithridates, der Beherrscher des am Schwarzen Meer gelegenen Königreichs Pontos, ist üner der bedeutendsten unter den Feinden Roms gewesen. In seiner Jugend hatte er sich kaum vor den Nachstellungen der eigenen Verwandten retten können. Nach Übernahme der Regierung hatte er sein Reich bis zur Nordküste des Schwarzen Meeres ausgedehnt. Er war ein Mann von gewaltigen Körperkräften, von mächtiger Willenskraft und von bedeutenden Geistesgaben, er soll 22 Sprachen gesprochen haben. Andrerseits war er von einem zügellosen Ehrgeiz erfüllt, von ungeheurer Leidenschaft, Grausamkeit und Verschlagenheit. Im Jahre 88 war er in die Provinz Asien eingefallen und hatte sie schnell erobert. Einen römischen Feldherrn, den er gefangen genommen hatte, tötete er dadurch, daß er ihm geschmolzenes Gold in den Mund gießen ließ, um, wie er sagte, seine Habsucht zu sättigen. Von Ephesus aus ließ er sodann den furchtbaren Befehl ergehen, alle Römer, die sich im Lande aufhielten, niederzumachen; dieser Blutbefehl wurde von den über die Geldgier der römischen Beamten und Kaufleute erbitterten Provinzialen sehr bereitwillig ausgeführt, und 80000 Menschen fielen ihm zum Opfer.
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Extrahierte Ortsnamen: Campanien Rom Afrika Afrika Karthago Karthago Italien Griechenland Ephesus
Der Manische Bürgerkrieg und Srillas Diktatur.
91
Nunmehr ging bcts Heer des Mithribates nctch G r ie ch enl ctnb hin- ,^^hrida-über. Hier aber würde es von Sulla zweimal besiegt. In der zweiten Schlacht freilich wankte schon die römische Schlachtreihe, und es kam so weit, daß Sulla selbst ein Felbzeichen ergriff und sich mit ihm in bte feinblichen Reihen stürzte; jetzt erst würde der Feiub geschlagen. Nach biesem Siege ging er nach Asien hinüber, und balb barauf sah sich Mithribates im Jahre 84 genötigt,Frieden zu schließen und seineeroberungenherauszugeben. b4-
Der ,ullanische Bürgerkrieg und Sullas Diktatur.
§ 92. Der erste Bürgerkrieg. Währenb Sulla gegen Mithribates ^Zünt focht, hatten in Rom seine Gegner, bte Demokraten, wieber die Herrschaft gewonnen. Marius kehrte aus Afrika zurück und lagerte sich mit einer Banbe von Abenteurern, Verbrechern und flüchtigen Sklaven vor der Hauptstabt, die sich den Demokraten ergeben mußte. Nun begann ein furchtbares Morben unter den Führern der Senatspartei. Vor allem sättigte Marius seinen Durst nach Rache im Blute seiner Gegner. Auch zum Konsul ließ er sich nebst seinem Parteigenossen Ein na wählen, und so erfüllte sich die Weissagung, daß er siebenmal die höchste Würbe Roms betreiben werbe. Aber er lebte nur noch wenige Wochen lang. Nachbem er gestorben war, ließ der tüchtigste Mann bet bemokratischen Partei, Sertorins, seine Morbbanben umzingeln und meberhauen. Darauf führte Cinna in Rom die Herrschaft, bis er bei einer Solbatenmeuterei das Leben verlor.
Im Jahre 83 lanbete Sulla nach Beenbignng des mithridatischen.-Z^erst^ Krieges in Brnnbisium. Von allen Seiten strömten die Anhänger der aristokratischen Partei zu seinen Fahnen; der junge Gnäus Pompejus führte ihm bret Legionen zu. Sulla besiegte ohne Schwierigkeit die Heere der Demokraten und nahm Rom. Darauf beauftragte er Pompejus, die Reste der bemokratischen Partei in Sizilien und Afrika auszusuchen und zu vernichten.
§ 93. Sullas Diktatur. In Rom hielt Sulla ein furchtbares Strafgericht. 4700 Menschen ächtete er, b. h. er erklärte sie für vogelfrei und versprach ihren Mörbern Preise; die Güter der Geächteten würden eingezogen und versteigert ober verschenkt. Ganze Lanbschaften Italiens befahl er, weil sie sich am Kampfe gegen ihn beteiligt hatten, auf das furchtbarste zu verheeren, Städte zu zerstören, Dörfer zu verbrennen. Sich selbst ließ er zum Diktator ernennen und orbnete als solcher die Verfassung des Staates in der Weise, daß er die Macht des Senats in jeber Beziehung stärkte.
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Geschichte der Römer.
Noch kein römischer Bürger hatte eine so gewaltige Stellung im Staate eingenommen wie dieser Mann, der sich selbst damals den Beinamen Felix der Glückliche, beilegte. Aber er gedachte nicht sie zu behalten: vielmehr legte er nach wenigen Jahren die Diktatur nieder und zoa _ [7 al§ Privatmann nach seinem Landgute in Campanien zurück Dort lebte er noch ein Jahr lang in Muße und Genuß. Im Jahre 78 starb er «Itch; ferne Leiche wurde in feierlicher Weise nach Rom geführt, dort vom ^enat und von den Beamten empfangen und aus dem Marsfelde verbrannt.
3. Die Zeit des Pompejus.
Das Emporkommen des Pompejus.
§ 94. Pomp ejus und Sertorius. Gnäus Pompejus hatte sich weniger aus Begeisterung für die Sache der Senatspartei an Sulla angeschlossen, als deshalb, weil er aus diesem Wege am besten zu Ehrenstellen und Macht zu gelangen hoffte. In der Tat war er von Sulla bei der Rückkehr aus Afrika mit dem Beinamen Magnus, der Große, begrüßt worden und hatte, obwohl er noch sehr jung war und kein Amt bekleidet hatte, es durchgesetzt, daß ihm die Ehre des Triumphes gewährt wurde. Bald nach Sullas ^ofre wurde er vom Senat mit der Führung ■ ^s Kriegen gegen Sertorius beauftragt, der nach Spanien zu den Aufständischen gegangen war und den Oberbefehl über sie übernommen hatte. Aber erst als Sertorius durch persönliche Feinde bei einem Gastmahl ermordet worden war, gelang es, des Aufruhrs Herr zu werden. Im Jahre 71 kehrte Pompejus durch das südliche Gallien nach Italien zurück.
§ 95. Der Sklavenkrieg. In Italien hatte indessen ein gefährlicher Sklavenkrieg getobt. Aus der Fechterfchule zu Capua, wo Sklaven zu Gladiatoren ausgebildet wurden, war ein Sklavenhaufe ausgebrochen und hatte anfangs auf dem ^esuv, der damals für erloschen galt, eine Zuflucht gefunden, von wo aus sie Streifzüge in die Umgegend machten. Bald aber wuchs die kleiue Schar durch entflohene Sklaven, die von allen Seiten herzuströmten, zu einem Heere an, das schließlich 120000 Mann zählte. Urtier dem Thraker Spartakus durchzogen sie plündernd und verheerend ganz Italien und besiegten mehrere Heere, die ihnen entgegengestellt wurden. Endlich wurde der damalige Prätor Marcus Liciuius Crassus, ein Mann von ungeheurem Reichtum, der als Anhänger Mullas emporgekommen war und ebenfalls die ehrgeizigsten Pläne hegte, mit dem Oberbefehl gegen die Sklaven betraut. Ihm gelang es in einer mörderischen Schlacht, in der auch Spartakus tapfer kämpfend siel, sie 3u besiegen. Unzählige gefangene Sklaven wurden ans Kreuz geschlagen.
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